Eberhard

Per aspera ad astra

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Chronik Hamburger See-Assecuranz-Geschäftes im Jahr 1824, Hamburg 1825.

Bericht eines Geretteten über die Scheiterung des Schiffes MARIA Capt. C.  Behn von London nach Hamburg bestimmt verunglückt bei Neuwerk. Er lautet fast wörtlich wie folgt:

Er heisse Hermann Harmsen sey 20 Jahre alt aus dem Hannöverschen gebürtig.  Um in London Anstellung in einer Zuckerfabrik zu erhalten ging er im August d. J.  von Hamburg aus hinüber, fand aber seine Erwartungen getäuscht und sehnte sich deshalb nach seinem Vaterlande wieder zurück.  Capt. Behn vom Hamburger Schiffe Maria hatte die Güte ihn kostenfrei nach Hamburg wieder mit zurück zu nehmen.

Am 30. October segelten sie mit einer reichen Ladung von London ab Am Bord waren ausser der neun Mann starken Equipage sechs Passagiere,  nämlich drei Herren und drei Frauenzimmer zwei, etwas bejahrt,  eine aber sey noch sehr jung gewesen habe schwarzes Haar gehabt von schlankem grossem Wuchs und von schönem Angesicht.  In der Nacht vom 2.  auf den 3.  November wären sie in der Nähe von Helgoland von dem Orkan erreicht worden und in der Hoffnung einen Lootsen zu erhalten,  hätten sie sich der Elbe genähert.

 Früh am Morgen des 3.  Novembers hätte der Capitain während die Wellen in furchtbarer Höhe umher getobt befohlen das Anker fallen zu lassen,  zum Entsetzen Aller wäre aber der Befehl nicht ausgeführt worden,  denn eine gewaltige Woge habe den Steuermann zwei Matrosen und einen der Passagiere über Bord geworfen und in den Abgrund des Meeres begraben.

 Der hinterste und vorderste Mast gingen zugleich mit verloren wie auch die Anker und Tauen.  Das Schiff gerieth durch diesen Unglücksfall in eine verzweiflungsvolle Lage es bewegte sich heftig und fing bald darauf an Grund zu fassen und zu stossen.  Jedoch wäre die Ebbe eingetreten und die Meeresfluthen hätten sich von dem Sande worauf das Schiff gerathen,  entfernt.  

Obschon sie nun Neuwerk im Gesichte gehabt, so wäre doch an keine Möglichkeit zur persönlichen Rettung zu denken gewesen.  Sie hätten daher in der bangsten Erwartung eines höchst traurigen Endes die Fluth gegen Abend nach verlaufenen sechs Stunden wieder eintreten sehen müssen welches denn auch auf eine unbeschreiblich furchtbare Weise geschehen sey.

Eine ungeheure Woge habe nun bei dieser Annäherung der Fluth den Capitain [Carl Behn], dessen Bruder [August Wilhelm Behn], einen Passagier,  die jüngere Dame, einen Matrosen wie auch eine der älteren Frauen weggerissen, letztere wie sie eben im Begriff gewesen den Mast zu erklettern.  Die Kajüte war voll Wasser.  Bald darauf ward auch die andere bejahrte Frau über Bord gespült und der nachmalig Gerettete habe sich in der Todesangst worin er sich befunden, seinen Arm durch einen eisernen Ring des Kajüts Decks gezogen und sey dadurch gerettet worden.  Denn so wie das Schiff zertrümmert, sey das Wrack worauf er sich befunden weggetrieben und habe ihn in dieser Lage ohne Nahrung und jeden Augenblick in höchster Gefahr von den Wellen verschlungen zu werden, bald in, bald aus der Elbe durch Fluth und Ebbe 36 Stunden bis den andern Mittag hin und her geworfen wo ihn dann eine Chaloupe, von Neuwerkern und Helgoländern bemannt, gerettet habe.

 So erschöpft und fast ganz ertödtet er sich gefühlt, wäre doch seine Freude über die sich nähernde Hoffnung zur Rettung seines Lebens unbeschreiblich gewesen.

 Dieses Schiff hatte leider, um desto mehr laden zu können, sein grosses Boot in Hamburg zurück gelassen. Es ist nicht mit Gewissheit zu bestimmen, ob das Leben der sich am Bord Befindenden dadurch hätte gerettet werden können. Wenn das aber auch für diesmal nicht der Fall gewesen wäre so scheint es doch einer besonderen Erwägung werth, ob es nicht überall zum Gesetz gemacht werden sollte, dass kein Schiff ohne jenes letzte Rettungsmittel absegeln dürfe und dass es nicht der Willkühr eines Schiffers frei stehen müsse, das Leben seines Volkes wie seiner Passagiere mehr als die Ereignisse es gebieten, zu exponiren.

 

P. D. W. Tonnies: Chronik Hamburger See-Assecuranz-Geschäftes im Jahr 1824, Hamburg 1825, S. 39 - 42

 



Der Untergang der Brigg Marie Behn 1824

Chronik Hamburger See-Assecuranz-Geschäftes im Jahr 1824, Hamburg 1825.

Bericht eines Geretteten über die Scheiterung des Schiffes MARIA Capt. C. Behn von London nach Hamburg bestimmt verunglückt bei Neuwerk. Er lautet fast wörtlich wie folgt:

Er heisse Hermann Harmsen sey 20 Jahre alt aus dem Hannöverschen gebürtig. Um in London Anstellung in einer Zuckerfabrik zu erhalten ging er im August d. J. von Hamburg aus hinüber, fand aber seine Erwartungen getäuscht und sehnte sich deshalb nach seinem Vaterlande wieder zurück. Capt. Behn vom Hamburger Schiffe Maria hatte die Güte ihn kostenfrei nach Hamburg wieder mit zurück zu nehmen.

Am 30. October segelten sie mit einer reichen Ladung von London ab Am Bord waren ausser der neun Mann starken Equipage sechs Passagiere, nämlich drei Herren und drei Frauenzimmer zwei, etwas bejahrt, eine aber sey noch sehr jung gewesen habe schwarzes Haar gehabt von schlankem grossem Wuchs und von schönem Angesicht. In der Nacht vom 2. auf den 3. November wären sie in der Nähe von Helgoland von dem Orkan erreicht worden und in der Hoffnung einen Lootsen zu erhalten, hätten sie sich der Elbe genähert.

Früh am Morgen des 3. Novembers hätte der Capitain während die Wellen in furchtbarer Höhe umher getobt befohlen das Anker fallen zu lassen, zum Entsetzen Aller wäre aber der Befehl nicht ausgeführt worden, denn eine gewaltige Woge habe den Steuermann zwei Matrosen und einen der Passagiere über Bord geworfen und in den Abgrund des Meeres begraben.

Der hinterste und vorderste Mast gingen zugleich mit verloren wie auch die Anker und Tauen. Das Schiff gerieth durch diesen Unglücksfall in eine verzweiflungsvolle Lage es bewegte sich heftig und fing bald darauf an Grund zu fassen und zu stossen. Jedoch wäre die Ebbe eingetreten und die Meeresfluthen hätten sich von dem Sande worauf das Schiff gerathen, entfernt.

Obschon sie nun Neuwerk im Gesichte gehabt, so wäre doch an keine Möglichkeit zur persönlichen Rettung zu denken gewesen. Sie hätten daher in der bangsten Erwartung eines höchst traurigen Endes die Fluth gegen Abend nach verlaufenen sechs Stunden wieder eintreten sehen müssen welches denn auch auf eine unbeschreiblich furchtbare Weise geschehen sey.

Eine ungeheure Woge habe nun bei dieser Annäherung der Fluth den Capitain [Carl Behn], dessen Bruder [August Wilhelm Behn], einen Passagier, die jüngere Dame, einen Matrosen wie auch eine der älteren Frauen weggerissen, letztere wie sie eben im Begriff gewesen den Mast zu erklettern. Die Kajüte war voll Wasser. Bald darauf ward auch die andere bejahrte Frau über Bord gespült und der nachmalig Gerettete habe sich in der Todesangst worin er sich befunden, seinen Arm durch einen eisernen Ring des Kajüts Decks gezogen und sey dadurch gerettet worden. Denn so wie das Schiff zertrümmert, sey das Wrack worauf er sich befunden weggetrieben und habe ihn in dieser Lage ohne Nahrung und jeden Augenblick in höchster Gefahr von den Wellen verschlungen zu werden, bald in, bald aus der Elbe durch Fluth und Ebbe 36 Stunden bis den andern Mittag hin und her geworfen wo ihn dann eine Chaloupe, von Neuwerkern und Helgoländern bemannt, gerettet habe.

So erschöpft und fast ganz ertödtet er sich gefühlt, wäre doch seine Freude über die sich nähernde Hoffnung zur Rettung seines Lebens unbeschreiblich gewesen.

Dieses Schiff hatte leider, um desto mehr laden zu können, sein grosses Boot in Hamburg zurück gelassen. Es ist nicht mit Gewissheit zu bestimmen, ob das Leben der sich am Bord Befindenden dadurch hätte gerettet werden können. Wenn das aber auch für diesmal nicht der Fall gewesen wäre so scheint es doch einer besonderen Erwägung werth, ob es nicht überall zum Gesetz gemacht werden sollte, dass kein Schiff ohne jenes letzte Rettungsmittel absegeln dürfe und dass es nicht der Willkühr eines Schiffers frei stehen müsse, das Leben seines Volkes wie seiner Passagiere mehr als die Ereignisse es gebieten, zu exponiren.



P. D. W. Tonnies: Chronik Hamburger See-Assecuranz-Geschäftes im Jahr 1824, Hamburg 1825, S. 39 - 42


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